Der Begriff BARF stammt ursprünglich aus dem Englischen und bedeutet Bones And Raw Food. In der wörtlichen Übersetzung bedeutet BARF also „Knochen und rohes Futter“. Eingedeutscht wird BARF in der Regel als Biologisch Artgerechtes Rohes Futter bezeichnet. BARF ist also ein rohes Futter, welches der biologischen Lebensweise unserer Katzen als Beutejäger gerecht werden soll, und unserem strikten Fleischfresser somit eine artgerechte Ernährung bietet.
Wie setzt sich artgerechtes Futter zusammen?
BARF besteht dementsprechend in der Hauptsache aus Muskelfleisch und Futterprodukten tierischer Herkunft wie Knochen bzw. fleischige Knochen und Innereien.
Folgende Fleischsorten sind bei den meisten Katzen sehr beliebt und werden deshalb häufig beim BARF verwendet: Huhn, Pute, Ente, Gans, Rind, Lamm, Schaf aber auch Kaninchen, Wild wie Hirsch und Reh, Pferd, Ziege und auch exotische Fleischsorten wie Strauß, Känguru, Rentier, Elch oder Alpaka.
Eine Besonderheit gilt für Schweinefleisch und Wildschwein: Diese Sorten können den Aujeszky-Erreger enthalten und sollten deshalb grundsätzlich nur gegart verfüttert werden, um auf Nummer sicher zu gehen.
Auch Fisch kann verwendet werden, denn dieser bietet sehr viel hochwertiges Eiweiß, da Fisch nur wenig Bindegewebe enthält, dafür aber viele Mineralstoffe und Spurenelemente und vor allem wertvolle ungesättigte Fettsäuren. Gut geeignete Fischsorten sind z.B. Seelachs, Kabeljau bzw. Dorsch, Scholle, Lachs, Forelle, Makrele und Thunfisch. Manche Fischsorten enthalten das Enzym Thiaminase, welches Thiamin, also Vitamin B1, zerstört. Wenn man nicht sicher ist, ob der Fisch, den man verfüttern möchte, thiaminasehaltig ist, sollte man den Fisch entweder kochen oder eine extra Portion B-Vitamine ergänzen. Die oben genannten Sorten sind thiaminasefrei und können bedenkenlos gefüttert werden.
Ist das Fleisch sehr mager, wird tierisches Fett wie Schmalz oder Talg zugesetzt, um eine ausreichende Energieversorgung sicherzustellen, und die Katze mit den nötigen Fettsäuren zu versorgen. Auch Fischöl (Lachsöl) kann und sollte zugegeben werden, um weitere wichtige Fettsäuren im Futter zu ergänzen und das Verhältnis der Fettsäuren auszugleichen.
Um den Magen- und Darminhalt sowie das Fell oder Federkleid der Beutetiere zu ersetzen, wird zumeist ein kleiner Anteil an pflanzlichem Futtermaterial zugegeben. Auf diese Weise werden Faserstoffe zugeführt und eine gut funktionierende Darmflora gewährleistet.
Häufig wird im BARF geraspelte rohe Karotten verwendet. Auch Tomaten oder Zucchini kommen oft zur Anwendung, genauso wie Kürbis oder gekochte, zerstampfte Kartoffeln. Auch lange gekochter Reis oder Nudeln können verwendet werden, außerdem eingeweichte Flohsamenschalen, Gemüseflocken oder Getreideflocken. Auf Zwiebeln und Knoblauch sollte verzichtet werden, ebenso auf Avocados oder Kohlsorten wie Blumenkohl, Brokkoli oder andere blähende Sorten wie Hülsenfrüchte.
Da das Fleisch, welches wir im Handel bekommen, üblicherweise ausgeblutet ist und es sich außerdem schwierig gestalten kann, sämtliche Innereien zu erhalten, enthält das Fleisch zusammen mit den Innereien und Knochen meist noch nicht alle Nährstoffe, die die Katze benötigt. Diese werden in Form von Ergänzungsmitteln, die beim Barfen meist „Supplemente“ genannt werden, dem Futter zugefügt.
Unterschiedliche BARF-Varianten
Prey
Die natürlichste BARF-Variante ist wohl das Prey-Modell. „Prey“ ist englisch und bedeutet „Beute“. Bei dieser BARF-Variante werden der Katze tatsächlich ganze, komplette Beutetiere verfüttert. Am gebräuchlichsten sind hierbei Eintagsküken sowie Mäuse und Ratten in unterschiedlichen Größen und Entwicklungsstadien. In entsprechenden Shops für Reptilien- oder Zoobedarf bekommt man aber auch noch weitere Futtertiere wie bspw. Meerschweinchen, Gerbile, Hühner, Enten, Tauben, Fasane usw.
Da diese Tiere für die Tierfütterung gezüchtet werden, und sich deshalb nicht in freier Wildbahn ernähren, entspricht ihr Aminosäuren- und Fettsäurenprofil nicht dem der natürlichen, wildlebenden Beute von Katzen. Futtertiere sind in der Regel fettiger und enthalten mehr Omega-6- und weniger Omega-3-Fettsäuren als wilde Beutetiere. Aufgrund des höheren Fettgehaltes enthalten sie auch weniger Eiweiß und Aminosäuren als wilde Beute. Da in der Regel relativ junge Tiere als Futtertiere verkauft werden, sind die Knochen oft auch noch nicht so stark mineralisiert und enthalten deshalb weniger Mineralstoffe als wilde, ausgewachsene Beute.
Nichtdestotrotz ist Prey ein sehr natürlicher Fütterungsansatz, vor allem, wenn man sehr abwechslungsreich füttert und viele unterschiedliche Futtertiere verwendet.
Frankenprey
Die Variante, die Prey am ehesten nachahmt, ist die Methode nach Frankenprey, bei welcher das Beutetier aus einzelnen tierischen Zutaten wie in Frankensteins Labor nachgebaut werden soll.
Frankenprey besteht aus Muskelfleisch, Knochen und einem relativ hohen Inneienanteil, weil bei diesem Ansatz möglichst auf Nährstoffergänzungen in Form von Supplementen verzichtet werden soll.
Wenn man wirklich alle Teile vom Tier und auch alle Innereien füttern kann, dazu noch hochwertiges Muskelfleisch und Knochen, ergänzt mit Fisch und Blut, dann können Katzen mit einer Ernährung nach dem Frankenprey-Prinzip hochwertig und natürlich ernährt werden. Es kann jedoch u. U. schwierig werden, wirklich alle Teile vom Tier und sämtliche Innereien zu erhalten. Leicht erhältliche Innereien sind bspw. Herz, Magen und Leber. Auch Lunge und Niere sind noch verhältnismäßig einfach zu bekommen. Verschiedene Anbieter haben auch noch Milz in ihrem Programm. Weitere Innereien, wie Hirn, Zwerchfell, Gonaden etc., wie sie zum Nachahmen eines kompletten Beutetieres notwendig wären, sind jedoch nur sehr schwer bis gar nicht erhältlich.
Auch die Vitamin E-Frage ist noch nicht abschließend geklärt. Vitamin E kommt in nennenswerter Menge hauptsächlich in der Pflanzenwelt vor. Bislang existiert kein tierischer Futterbestandteil, der ausreichend Vitamin E enthält, um den Bedarf der Katze zu decken. Deshalb sollte bei Frankenprey grundsätzlich auch Vitamin E supplementiert werden. Ebenso ist eine Taurinsupplementierung angebracht, denn es fehlen bislang ausreichende Nährwertanalysen, um sicherzustellen, dass über die Innereien tatsächlich genug Taurin im Futter enthalten ist. Taurin kommt hauptsächlich im Gehirn, den Augen und den Keimzellen vor – dies alles sind Innereien, die normalerweise im Handel nicht erhältlich sind, und demzufolge auch nicht verfüttert werden.
Klassisches Barf mit Supplementen
Beim klassischen Barf mit Supplementen besteht das Futter aus Fleisch, einem natürlichen geringen Innereienanteil – zumeist Herzen und Mägen –, ggf. einem Knochenanteil und etwas Gemüse. Die fehlenden Nährstoffe werden mit entsprechenden natürlichen Ergänzungsmitteln oder Supplementen ergänzt.
Der Nachteil im Barf mit Supplementen besteht darin, dass man das Katzenfutter mit „Pülverchen“ ergänzt und es evtl. nicht mehr so natürlich ist, wie Prey oder Frankenprey.
Der Vorteil besteht jedoch darin, dass sämtliche Nährstoffe entsprechend des individuellen Bedarfs der Katze zugegeben werden können und das Futter schlussendlich alle Nährstoffe in einer ausreichenden Dosierung enthält, ohne andererseits Überdosierungen zu riskieren.
Aufgrund des geringen notwendigen Innereienanteils (im Vergleich zum Frankenprey) kann das Futter sehr abwechslungsreich gestaltet werden und es ist sehr gut möglich, auf die geschmacklichen Vorlieben der Katze einzugehen (z.B. wenn die Katze kein Herz mag oder am liebsten nur Geflügel frisst).
Die Arten der Supplementierung
Beim Barfen gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an die Supplementierung. Man kann vorgefertigte Supplementenmischungen verwenden, die natürliche Supplementierung nach einem Pauschalrezept vornehmen oder ein individuell berechntes Rezept mit Einzelsupplementen erstellen.
Supplementenmischungen
Die Vorteile bei der Verwendung von vorgefertigten Supplementenmischungen liegen darin, dass man in der Regel kein berechnetes Rezept benötigt, die Dosierung unkompliziert ist, und man vor allem die Einzelpräparate nicht vorrätig haben muss.
Die Nachteile liegen darin, dass man sehr abwechslungsreich füttern sollte, da es ansonsten zwangsläufig zu Über- und Unterversorgungen der Nährstoffe kommt.
Es sind unterschiedliche Mischungen für Katzen-BARF auf dem Markt erhältlich. Einige enthalten sämtliche Nährstoffe, welche die Katze benötigt, andere sind nicht vollständig ausgewogen, so dass der Zusatz weiterer Supplemente erforderlich ist.
Supplementenmischungen sind bspw. Felini Complete, TCPremix oder die Grundmischungen der Barfberatung Fiedler.
Pauschalrezepte
Bei Pauschalrezepten werden dem Fleisch Einzelsupplemente in einer immer gleichen Dosierung und nicht individuell berechnet zugegeben.
Der Vorteil dieser Variante der Supplementierung liegt im geringen Rechenaufwand und darin, dass man – im Gegensatz zu manchen Fertigmischungen – selbst bestimmen kann, welche Zutaten im Katzennapf landen.
Der Nachteil ist die – wie bei den fertigen Supplementenmischungen – erforderliche große Abwechslung, da es auch bei der pauschalen Supplementierung ansonsten zwangsläufig dauerhaft zu leichten Über- und Unterdosierungen der Nährstoffe kommen kann.
Individuell berechnete Rezepte
Bei dieser Methode werden die Rezepte individuell entsprechend des Nährstoffbedarfs der jeweiligen Katze (nach Gewicht und Aktivität) berechnet. Es werden außerdem auch die tägliche Fressmenge und die Nährstoffgehalte der verwendeten Fleischsorten berücksichtigt.
Die Vorteile bestehen darin, dass bei korrekt berechneten Rezepten Nährstoffüber- und -unterversorgungen nahezu ausgeschlossen sind. Außerdem ist die große Abweichung bei dieser Methode nicht ganz so bedeutend wie bei den beiden vorherigen Varianten. Mit berechneten Rezepten kann man darüber hinaus auf Krankheiten und individuelle Nährstoffbedürfnisse der jeweiligen Katze exakt eingehen.
Der Nachteil besteht in einem erhöhtem Rechenaufwand.
Beispiel: Aus diesen Zutaten kann eine ausgewogene Nahrung für Katzen bestehen.
Quelle: Doreen Fiedler – Katzenernährung nach dem Vorbild der Natur